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Das North West Derby in England - Manchester vs Liverpool

Joern Lutter Sunderland

Author: Jörn Lutter
Published: 15.03.2022

Veröffentlicht in Fussball Derbys,

Derbytime: Liverpool Football Club gegen Manchester United

Im Englischen Fußball gibt es keine größere Rivalität als zwischen den beiden Vereinen von Machester United und dem FC Liverpool. Obwohl es in Liverpool das Merseyside Derby zwischen Liverpool und Everton und in Manchester das Derby zwischen United und City gibt, gilt das Aufeinandertreffen in der Premier League zwischen Manchester United und Liverpool als das größte Derby in England.

Doch wie kam diese Rivalität zwischen den Clubs, deren Städte knapp 55 Kilometer auseinander liegen, zustande? Der Ursprung ist zunächst nicht beim Fußball zu finden, sondern man muss etwas tiefer in die regionale und wirtschaftliche Geschichte beider Städte eintauchen.

Die industrielle Revolution

Die industrielle Revolution (1750-1900) brachte die beiden Städte zunächst näher zusammen. Manchester wurde von der Baumwollindustrie angetrieben, die den wachsenden Bedarf an Textilien im Land stillte. Liverpool hingegen hatte begonnen, sich zu einem wichtigen Seehafen zu entwickeln, der eine Fülle von Waren aus dem In- und Ausland im- und exportierte. Und so profitierten beide Städte voneinander.

Zu den Spannungen zwischen Liverpool und Manchester kam es, als die Händlerschaft von Manchester entschied, mit dem Bau des Manchester Ship Canal zu beginnen. Dieser Kanal sollte Manchester mit dem Meer verbinden, um so den Steuern und Zöllen der Liverpudlians zu entgehen. Der Wiederstand der Liverpooler Politik war vergebens. Und mit der Fertigstellung des Manchester Ship Canals 1894 wuchsen auch die Anfeindungen in den Arbeiterklassen in den Liverpooler Docks und den Fabriken Manchesters.
Im gleichen Jahr am 28. April 1894 kam es zum ersten Fußball Derby zwischen Liverpool und Manchester. In einem Play-off Spiel besiegte Liverpool Newton Heath (früherer Name von Manchester United) mit 2-0 und Liverpool verdrängte das Team aus Manchester aus der ersten Liga.

Manchester Ship Canal

Der 1894 fertiggestellte Manchester Ship Canal verbindet verbindet die Stadt mit der See. Foto: Shutterstock

Der 1894 fertiggestellte Manchester Ship Canal verbindet verbindet die Stadt mit der See. Foto: Shutterstock

Anderthalb Jahre später, am 12. Oktober 1895, feierte Liverpool bei einem Zweitligaspiel mit 7:1 den bis heute höchsten Sieg in der Geschichte der Derbys. Am Ende der Saison gewann Liverpool die Liga und stieg somit in die erste Liga auf.

Die Gründung vom FC Liverpool und Manchester United

Manchester United wurde 1878 als Newton Heath LYR F.C. gegründet und umbenannt in Manchester United F.C. im Jahr 1902. Old Trafford ist seit 1910 das Heimstadion von Manchester United.

Der FC Liverpool wurde 1892 von John Houlding gegründet, der zunächst Mitglied von Everton FC war. Houlding kaufte 1892 das Anfield-Stadion von seinem Freund John Orell und bat den FC Everton, der dort bereits gespielt hatte, um eine Mieterhöhung. Everton FC lehnte ab und verließ Anfield. Sie zogen 1,5 Kilometer weiter und bauten den Goodison Park. John Houlding blieb ohne Mieter und beschloss daher 1892, ein neues Team zu gründen. Dieses Team war Liverpool Football Club. Die Liverpool Fans singen noch heute verhöhnend in Richtung Everton Fans: „You should have paid the rent (Ihr hättet die Miete zahlen sollen)“.

Die ersten Jahre

1901 gewann der FC Liverpool zum ersten Mal die Football League Championship und wiederholte dies im Jahr 1906. In derselben Saison, stieg das neu umbenannte Manchester United in die höchste Spielklasse auf, nachdem sie Vizemeister hinter Bristol City der zweiten Liga wurden. Zwei Spielzeiten später, zu diesem Zeitpunkt war Liverpool ins Mittelfeld gefallen, sicherte sich Manchester United seinen ersten Meistertitel und gewann die Football League 1907/08 mit neun Punkten Vorsprung auf Aston Villa und Manchester City. Anschließend gewannen sie 1908 das allererste FA Charity Shield-Match, als sie Queens Park Rangers in Hin- und Rückspiel besiegten. In der folgenden Saison 1909 gewannen sie auch noch das FA Cup-Finale und ließen 1911 einen weiteren Meistertitel und Charity Shield folgen.

Zwei Weltkriege unterbrechen das North West Derby

Mit Ausbruch des ersten Weltkriegs wurde der Fußball in England unterbrochen. Nach der Wiederaufnahme der Wettbewerbe im Jahr 1919 gewann Liverpool die Meisterschaft, während United sich in einem starken Abwärtstrend befand, der 1923 zum Abstieg führte. Zwischen 1923 und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gewann keines der Teams, abgesehen von einigen regionalen Trophäen, die Meisterschaft oder den Pokal.

Die späten 1940er und frühen 1950er Jahre waren überschattet von Sparmaßnahmen und dem Wiederaufbau nach den Verwüstungen des Krieges. Beide Städte wurden von der Nazi-Luftwaffe schwer bombardiert und Fußball wurde zu einem Symbol des Aufschwungs und der Solidarität. Eine Erholung benötigte natürlich Zeit, aber letztendlich kehrte dann doch wieder etwas Normalität ein und die Rivalität war im Begriff, neue Höhen zu erreichen. Beide Mannschaften sollten in den nächsten 70 Jahren zu den wahren Supermächten des englischen Fußballs werden.

Flugzeugkatastrophe von München & das Hillsborough Desaster

Am 6. Februar 1958 schlug das Schicksal bei Manchester United zu. Auf der Heimreise von einem Europapokal Spiel bei Roter Stern Belgrad musste das Team von Manchester United in München zwischenlanden. Bei schlechtem Wetter passierte dann um 15:03 Uhr das Unfassbare. Beim dritten Startversuch konnte die Maschine auf Grund mangelnder Geschwindigkeit nicht abheben, war allerdings auch zu schnell für eine rechtzeige Abbremsung und durchbrach den Begrenzungszaun des Flughafens. Als das Flugzeug eine Garage rammte, in der Benzin gelagert wurde, kam es zu einer Explosion. Bei dem Munich Air Crash Desaster kamen insgesamt 23 Menschen ums Leben. Davon 8 Manchester United Spieler.

Diese Uhr am Old Trafford Stadion erinnert an den 6. Februar 1958 - den schlimmsten Tag in der Geschichte Manchester Uniteds. Foto: Shutterstock

Diese Uhr am Old Trafford Stadion erinnert an den 6. Februar 1958 - den schlimmsten Tag in der Geschichte Manchester Uniteds. Foto: Shutterstock

Im Anschluss wurden für einen Moment alle Rivalitäten beiseitegelegt und der FC Liverpool bot Man United sogar an, 5 seiner Spieler auszuleihen, damit das Team die Saison zu Ende spielen kann. Dieser gegenseitige Respekt wurde 1989 seitens Manchester erwidert als es am 15. April im Hillsborough Stadion von Sheffield Wednesday zur Katastrophe kam in deren Folge 97 Liverpool Fans den Tod fanden.

Die 60er

Nach der Tragödie von München folgte in Manchester eine Zeit des Wiederaufbaus durch den Manager des Clubs, Matt Busby, der die Tragödie überlebte hatte. Sechs Jahre später, 1964/65, wurde Manchester United erneut englischer Meister. Zehn Jahre nach dem Absturz feierte der Verein zum ersten Mal in seiner Geschichte den Gewinn des Europapokals. Das Spiel fand in Wembley statt, wo der Verein aus Manchester gegen Benifca Lissabon antrat. United besiegte den portugiesischen Klub mit 4:1.

Mit der Gründung der Rockband The Beatles genoss Liverpool auch musikalischen Ruhm. Der Sportliche ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Mit der Ankunft von Bill Shankly, der bereits 1959 den Trainerposten von Liverpool übernahm, wurden die Reds immer stärker. 1964 erlangte man die Englische Meisterschaft, ein Jahr später gewann Liverpool den FA Cup.

Man kann behaupten, dass die sportlichen Erfolge beide Teams in den Sechzigern zu Fußball-Dynastien im Englischen Fußball gemacht haben. Allerdings begann mit dem Abgang von Matt Busby als Trainer 1969 der sportliche Abstieg von Man Utd und die Meisterschaft von 1967 war für lange Zeit der letzte große Erfolg für das Team aus Manchester.

Liverpool dominiert die 70er & 80er

Die folgenden zwei Jahrzehnte wurden vom FC Liverpool dominiert und es war ohne Zweifel die erfolgreichste Zeit in der Vereinsgeschichte. Zwischen 1972 und 1992 gewann Liverpool die Liga erstaunliche 11 Mal, holte 19 Pokalerfolge (FA Cup, League Cup und Charity Shield) und gewann 7 Europapokale. Auch die weltweite Popularität des Clubs stieg durch diese Erfolge sprunghaft an.

Kevin Keegan und Trainer Bill Shankly im Mai 1971 an der Anfield Road. Foto: PA Images / Alamy Stock Foto

Kevin Keegan und Trainer Bill Shankly im Mai 1971 an der Anfield Road. Foto: PA Images / Alamy Stock Foto

Zu Liverpools internationalen Erfolgen zählen u.a. der Gewinn des UEFA Pokals 1973 und 1976. Ein Jahr später feierte der Verein auch seinen ersten Gewinn des Pokals der Pokalsieger, ein Erfolg, der in der darauf folgenden Saison wiederholt wurde. Im Finale 1977 gewann Liverpool mit 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach. Im Finale von 1978 besiegten sie den FC Brügge mit 1:0.

Nur in den späten 70er Jahren konnte Manchester United den einen oder anderen Erfolg über Liverpool feiern. Unter anderem der FA Cup Sieg im Finale von 1977 und der Triumpf über Liverpool im FA Cup Halbfinale 1979 im Goodison Park, dem Stadion von Liverpools Stadtrivalen Everton, sorgte bei den ManU Fans für gute Laune.

In den 80er Jahren gewann Liverpool zwei weitere Europapokale, den ersten 1981 gegen Real Madrid. Im Finale erzielte Alan Kennedy in der 82. Minute das Tor. Das zweite war 1984 gegen die Roma in deren Heimstadion Stadio Olimpico, wo Liverpool das Spiel im Elfmeterschießen mit 4:2 gewann.

Manchester United dominiert die 90er und 2000er

Ganze 26 Jahre dauerte es bis Manchester United wieder einmal die Englische Meisterschaft gewann. In der Saison 1992/93 gewann United die neu gegründete Premier League Meisterschaft. Es folgten daraufhin die glorreichen Zeiten von Manchester United unter der schottischen Trainerlegende Sir Alex Ferguson. Dieses Mal waren es die Liverpooler, die genau 30 Jahre auf die nächste Meisterschaft warten mussten (von 1990 bis 2020). In dieser Zeit gewann Manchester United die Premier League sage und schreibe 13 Mal, heimste 23 englische Pokalerfolge ein und gewann 5 Mal in europäischen Wettbewerben.

Für Liverpool blieben in dieser Zeit nur zwei Trostpflaster. Wobei die Beschreibung Trostpflaster für den Gewinn der Champions League in 2005 und 2019 eine starke Untertreibung ist. Legendär bleibt das Finale von Istanbul 2005 als Liverpool zur Halbzeit scheinbar hoffnungslos mit 0-3 gegen AC Mailand zurück lag. Ein Sturmlauf in der zweiten Halbzeit mit drei Toren in nur sechs Minuten sorgte für eine Verlängerung mit anschließendem Elfmeterschießen in dem der Liverpool Keeper Jerzy Dudek zum Helden wurde. In 2019 gewann der FC Liverpool unter Trainer Jürgen Klopp dann im Wanda Metropolitano von Atlético Madrid erneut die Champions League. Es ist auch Jürgen Klopp zu verdanken, der 2015 das Traineramt beim LFC antrat, dass sich die Geschichte nun wieder zum Guten für die Liverpool Fans wendet. Mit dem Gewinn des Premier League Titels in 2020 erfüllte der Deutsche Coach einen langersehnten Traum der Liverpool Fans und machte sich damit an der Merseyside unsterblich.

Eine weitere Liverpool Legende - Steven Gerrard streckt am 25. Mai 2005 die Champions League Trophäe in den Istanbuler Nachthimmel. Foto: Shutterstock

Eine weitere Liverpool Legende - Steven Gerrard streckt am 25. Mai 2005 die Champions League Trophäe in den Istanbuler Nachthimmel. Foto: Shutterstock

Alex Ferguson goss immer wieder Öl ins Feuer

In all den Jahren kam es auch immer wieder zu Sticheleien zwischen Trainern und Spielern beider Vereine. Den wohl bekanntesten Spruch von Alex Ferguson gab dieser einst in einem Interview von 2002 zu Protokoll: „My greatest challenge was knocking Liverpool right off their fucking perch. And you can print that! (Meine größte Herausforderung bestand darin, Liverpool von der verfickten Stange zu hauen. Und das können Sie drucken!)“

Sir Alex Ferguson wusste nur zu gut, wie er die Abneigung der beiden Rivalen zur Motivation seines Teams nutzen konnte. Foto: Shutterstock

Sir Alex Ferguson wusste nur zu gut, wie er die Abneigung der beiden Rivalen zur Motivation seines Teams nutzen konnte. Foto: Shutterstock

Eine Gewissheit ist, dass Alex Ferguson nie die „Fuck you“-Rufe vergessen hat, die nach einer besonders bitteren Niederlage an der Anfield Road im April 1992 aus der Umkleidekabine der Heimmannschaft schallten. Die Niederlage an diesem Tag verlängerte Uniteds traurigen Lauf ohne Titel auf mittlerweile ein Vierteljahrhundert. Vor dem Stadion näherte sich dann noch ein Liverpool-Anhänger dem jungen Ryan Giggs für sein Autogramm. Giggs schrieb seinen Namen auf ein Stück Papier – und der Fan zerriss es vor seinem Gesicht.

In der folgenden Saison hängte Ferguson ein Foto – Dantes Inferno, wie er es nannte – an die Wand der Umkleidekabine, das die verstörten Gesichter seiner Spieler auf der Bank der Vorsaison zeigte, und sagte ihnen, es sei da, um „sicherzustellen, dass so etwas nie wieder passiert“. Und United gewann schließlich die Liga.

Im North West Derby am 5. April 2003 räumt Liverpools Steven Gerrard Man Uniteds Spielmacher Devid Beckham von hinten ab: Foto: PA Images / Alamy Stock Foto

Im North West Derby am 5. April 2003 räumt Liverpools Steven Gerrard Man Uniteds Spielmacher Devid Beckham von hinten ab: Foto: PA Images / Alamy Stock Foto

Allerdings führte Liverpool immer noch mit 18-7 in Meisterschaftstiteln und ein Fanbanner auf der Kop Tribüne stellte ganz klar die Herausforderung an die Manchester United Fans: “Come back and sing ‘Ooh‑Aah Cantona’ when you’ve won 18! (Kommt zurück und singt ‚Ooh-Aah Cantona‘, wenn Ihr 18 gewonnen habt).“ In 2009 kehrten die Fans von United dann mit einem eigenen Banner zurück: „You told us to come back when we won 18 – we are back! (Ihr habt uns gesagt, dass wir zurückkommen sollen, wenn wir 18 gewonnen haben – wir sind zurück!)“

Manchester United Fans verhöhnen Liverpool Fans an der Anfield Road im Oktober 2009. Foto: Sportimage / Alamy Stock Foto

Manchester United Fans verhöhnen Liverpool Fans an der Anfield Road im Oktober 2009. Foto: Sportimage / Alamy Stock Foto

Tony Wilson – Fernsehmoderator und bekennender Liverpool-Hasser
Eine weitere Geschichte wird über den verstorbenen Fernsehmoderator Tony Wilson erzählt, der ein bekennender Fan von Man United war. Jedes Mal, wenn er im Fernsehen über den FC Liverpool sprach, verzog er sein Gesicht zu einem schmutzigen Grinsen, rollte die Augen oder zeigte sich völlig angeekelt. Seine Abneigung gegenüber Liverpool war so groß, dass er am Vorabend von Liverpools Europapokalfinale 1978 gegen den FC Brügge die Vorberichterstattung mit einer FC Brügge-Rosette präsentierte. Dies brachte dem FC Brügge jedoch kein Glück, da Liverpool das Finale trotzdem gewann.

Bob Greaves, der Co-Moderator von Tony Wilson erzählte 1983 einmal: „Den Satz, den ich immer hörte, wenn ich nach Liverpool fuhr – sobald ich aus dem Zug oder aus meinem Auto stieg – war: ‚Hey, Bob, sag diesem Tony Wilson, dass er ein Wichser ist!“

Tony Wilson war ein glühender Manchester United Fan und in England durch die Granada Reports bekannt - Er starb 2007 im Alter von 57 Jahren. Foto: Shutterstock

Tony Wilson war ein glühender Manchester United Fan und in England durch die Granada Reports bekannt - Er starb 2007 im Alter von 57 Jahren. Foto: Shutterstock

Greaves erzählte auch von einem besonders lustigen Vorfall, an dem Wilson und Liverpool-Fans beteiligt waren. Er (Greaves) erhielt einen Anruf von der Polizeidienststelle in Merseyside (Liverpool) und wurde gebeten Wilson darüber zu informieren, dass sein brandneuer Jaguar gestohlen und in Liverpool gefunden worden war. Und so stieg Wilson in den Zug und fuhr nach Liverpool, um sein gestohlenes Auto abzuholen. Er fuhr seinen Wagen zurück nach Manchester und parkte es wieder vor den Granada Studios, seinem Arbeitsplatz.

Drei Stunden später erhielt Greaves einen weiteren Anruf: „Sergeant Carruthers hier nochmal. Können Sie Mr. Wilson sagen, dass sein Auto immer noch hier in der Eckersley Avenue steht?“

Die Scousers (Bezeichnung für Liverpooler) waren Wilson heimlich zurück zu den Granada Studios gefolgt, hatten das Auto erneut gestohlen und es an der gleichen Stelle in Liverpool wieder geparkt! Keine Beschädigungen. Keine verlorenen Gegenstände. Nur Psychospielchen. Das musste auch Wilson anerkennen und zollte widerwillig Respekt: „Ich muss sagen, Leute, gute Verarsche!“

„Schlimmer als Vietnam“

1986 kochten die Gefühle unter den Fans besonders hoch, als der United Mannschaftsbus in Anfield ankam. Ein Ziegelstein traf das Fenster in der Nähe von Mark Hughes. Dann, als die United Spieler das Stadion betraten, wurden sie mit Tränengas besprüht. Dabei wurden auch mehrere Kinder verletzt, die anschließend ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Nach dem Tränengasvorfall beschrieb United-Manager und Spielerlegende Ron Atkinson eine Reise nach Anfield als „schlimmer als Vietnam“. Die Geschehnisse vor dem Spiel sowie Angriffe auf Fan Busse von United-Anhängern führten zu konzertierten Bemühungen beider Vereine, um Ausschreitungen bei zukünftigen Zusammenstößen zu beseitigen. 1986-87 trafen sich die Direktoren beider Klubs mit Vertretern der Medien in Manchester und Liverpool und entwarfen einen Friedensplan. Dazu gehörten gegnerische Maskottchen, die die Teams anführten, Vertreter jedes Vereins, die im gegnerischen Mannschaftsbus reisen, und gemeinsame Veranstaltungen für die Fans. Einzig, es hat nicht funktioniert.

Geschichten, die das Derby schrieb

Manchester United – Liverpool 2:1, 1977

Mit dem gesicherten Meistertitel und dem bevorstehenden Europapokalfinale war Liverpool der klare Favorit im FA Cup Finale im Wembley-Stadion – selbst unter den Spielern von Man United.

„Wir waren nicht zuversichtlich“, gab Man United Stürmer Stuart Pearson zu. „Wir wussten, dass wir ihnen alles abverlangen würden, aber sie waren so gut.“
Aber mit viel Willen und Leidenschaft war es Manchester United, die sich in diesem spannenden Finale durchsetzten. Das Spiel wurde durch Lou Macaris abgefälschtem Schuss gewonnen, nachdem zuvor Jimmy Case Man Uniteds Führungstreffer von Pearsons ausgeglichen hatte.

FA Cup Finale 1977 - Liverpool vs Manchester United - Wembley Stadium. Manchester United Manager Tommy Docherty (Mitte) feiert mit Lou Macari (dritter rechts) und Gordon Hill (zweiter rechts) den FA Cup. Fot: PA Images / Alamy Stock Foto

FA Cup Finale 1977 - Liverpool vs Manchester United - Wembley Stadium. Manchester United Manager Tommy Docherty (Mitte) feiert mit Lou Macari (dritter rechts) und Gordon Hill (zweiter rechts) den FA Cup. Fot: PA Images / Alamy Stock Foto

Manchester United – Liverpool 1:0, 1996

Ein weiteres FA-Cup-Finale, eines in dem die Liverpooler als die berüchtigten „Spice Boys“ in die Geschichte eingingen.

Jamie Redknapp, Steve McManaman & Co. kamen in lächerlich weißen Anzügen in Wembley an und wurden nach 90 Minuten, in denen Eric Cantona fünf Minuten vor Schluss das einzige Tor des Tages zur Freude der Man United Fans schoss, nach Hause geschickt.

Der Sieg bedeutete zudem, dass die Mannschaft von Sir Alex Ferguson das erste Team war, das zweimal die Meisterschaft und den Pokal gewann.

Nach dem Spiel sagte United Trainer Ferguson: „Ich wusste sofort, dass wir sie heute schlagen würden, nachdem ihre weißen Anzüge gesehen habe!“

Spice up your life - Steve McManaman und Jamie Redknapp vor dem FA Cup Finale 1996 in den berühmt berüchtigten weißen Anzügen. Foto: PA Images / Alamy Stock Foto

Spice up your life - Steve McManaman und Jamie Redknapp vor dem FA Cup Finale 1996 in den berühmt berüchtigten weißen Anzügen. Foto: PA Images / Alamy Stock Foto

Manchester United – Liverpool 3:2, 2010

United-Fans mögen argumentieren, dass Dimitar Berbatov allein für seine Leistung an diesem Tag im Old Trafford seinen Preis von 30 Millionen Pfund wert war.

Der Bulgare erzielte einen unglaublichen Hattrick, darunter einen unglaublichen Fallrückzieher von der Strafraumkante, der von der Latte zurück an Keeper Pepe Renia und dann ins Tor prallte.

Skipper Gerrard hatte die Liverpooler mit einem Doppelpack zurück ins Spiel gebracht, aber Berbatov krönte seine virtuose Leistung sechs Minuten vor Schluss und köpfte John O’Sheas Flanke ins Gehäuse und sorgte für Ekstase im Old Trafford.

Manchester United - Liverpool 0:5, 2021

Das 0:5 in der jüngeren Zeit der Nordwest Derbys als eine Tracht Prügel zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung. Das war das Massaker vom Old Trafford; ein Spiel, in dem Liverpool scheinbar absichtlich aufhörte Tore zu schießen, damit es für die Mannschaft von Ole Gunnar Solskjaer nicht noch peinlicher wurde.

Liverpool Stürmer Mohamed Salah war der erste gegnerische Spieler in der Geschichte der Premier League des Old Traffords, der einen Hattrick erzielte. Cristiano Ronaldo erzielte noch ein Abseitstor für Man United und Paul Pogba wurde 15 Minuten nach seiner Einwechslung wegen eines Fouls an Naby Keita, vom Platz gestellt.

Blühender Schwarzmarkt und offizielle Tickets für das North West Derby

Das North West Derby ist und bleibt ein Dauerbrenner und es ist höchst unwahrscheinlich, dass dieses Spiel mal nicht ausverkauft ist. Tickets für Liverpool gegen Manchester United an der Anfield Road und auch für Manchester United gegen Liverpool FC im Old Trafford sind hochbegehrt. Die wenigen Plätze in den Stadien, die nicht von Dauerkarteninhabern besetzt sind, gehen an langjährige Mitglieder. Natürlich blüht bei solchen Begegnungen auch der Schwarzmarkt, doch die Vereine gehen mittlerweile gehen das sogenannte Ticket Touting und den Verkauf von nicht autorisierten Tickets im Internet rigoros vor. Es kommt immer häufiger vor, das Fans entweder gesperrte Tickets oder trotz Zahlung gar keine Tickets erhalten.

Fußballfans die trotzdem einmal das North West Derby zwischen dem FC Liverpool und Manchester United erleben und Tickets nicht auf dubiosen Internetseiten erwerben möchten, bleiben nur einige Veranstalter und Agenturen, die für Liverpool und Manchester United offizielle Hospitaltity Tickets anbieten. DIE FUSSBALLREISE zählt zu den Anbietern, bei denen Sie diese Tickets und Reisepakete mit Hotel + Tickets sicher erwerben können.

Joern Lutter Sunderland

Über Jörn Lutter
Jörn ist Eigentümer von DIE FUSSBALLREISE. Er gründete 2008 das Unternehmen welches heute unter JL Travel e.K. firmiert.