Fußballreisen Carabao Cup haben ihre alljährliche Krönung im Finale von Wembley – wie dieses Mal am 25. Februar 2024. FC Liverpool gegen den FC Chelsea – „The Reds“ rangen die „Blues“ in der Verlängerung mit 1:0 nieder, zeigten Riesen-Mentalität. Der scheidende deutsche Liverpool-Trainer Jürgen Norbert Klopp widerlegte mal wieder eindrucksvoll einen klischeehaften Spruch des englischen Fußballs.
Es ist diese fast magische Atmosphäre vor und nach einem großen Finale in Wembley mit 90.000 Zuschauern, die einem packt. Das Gewusel auf dem Olympic Way, hin zu diesem ikonischen Stadion, die englische Nationalhymne, der traditionellen Vorstellung der Spieler auf dem Platz und der lange Weg hoch zur Ehrenloge, auf dem die Stadion-Architekten 107 Stufen vor den Erfolg oder vor den Trost gesetzt haben.
Das alles macht Fußballreisen Wembley zu etwas Besonderem.
Der neue Carabao Cup-Sieger FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp auf dem Weg in die Ehrenloge von Wembley. Foto: Imago.
„Eine Ansammlung von Rekordtransfers und extravaganten Flops“
Es ist das erste Highlight des Fußballjahrs in England. Seit 2017 ist der thailändische Energy-Drink der Namenssponsor des englischen Ligapokals – und das Finale garantiert fast immer eine Top-Besetzung im Finale. Chelsea, Liverpool, Manchester United waren die Sieger in der zurückliegenden Dekade.
„Das ist das, was herauskam, in einem der dramatischsten Finals, die Wembley je gesehen hatte“; jubelte der Daily Mail am 26. Februar 2024, „auf der einen Seite Chelseas milliardenschwere Mannschaft, eine Ansammlung von Rekordtransfers und extravaganten Flops, die zwar in die Hochleistungsrechner passen, die aber nicht wie ein Team spielen. Und auf der anderen Seite: Eine Bande von Kindern und ein paar Giganten. Kinder aus Rainhill, Warrington und Newcastle, die im Team standen, weil Mo Salah, Darwin Nunez, Trent Alexander-Arnold und eine ganze Phalanx von Liverpools besten Spielern verletzt war.“
Jayden Danns (18), Bobby Clark (19) und James McConnell (19) sorgten für Liverpool auf Englands heiligem Rasen für die höchste Teenager-Anzahl in einem Ligapokal-Finale seit 2007 und den vier Arsenal-Youngsters Theo Walcott, Ces Fabregas, Denilson Neves und Armand Traoré.
„Mit Kindern gewinnst du nichts!“ – Klopp wiederlegt Hansen
LFC-Coach Jürgen Klopp, der schon in seiner Zeit als Trainer des BVB den jungen Wilden wie damals Mats Hummels, Neven Subotic oder Mario Götze sein uneingeschränktes Vertrauen gab, warf auch in Wembley die Young Guns rein.
Insgesamt setzte der Deutsche auf fünf Spieler, die 20 Jahre oder jünger waren.
Rückblende: „You don’t win anything with Kids!“ – mit Kindern gewinnst du nichts. Dieser Spruch flog dem ehemaligen Liverpool-Star Alan Hansen als Experte bei Englands Haupt-Fußballsendung Match of the Day 1995 einst um die Ohren.
Hansen bezweifelte, dass Manchester United mit Coach Alexander Chapman Ferguson, damals noch ohne Sir, und einer umformierten Mannschaft mit Talenten wie David Beckham, Gary Neville, Nicky Butt und Paul Scholes erfolgreich sein könnte.
Wörtlich sagte der 8-malige englische Meister: „Ich denke, dass sie Probleme haben. Ich würde nicht sagen, dass sie große Probleme haben, aber offensichtlich sind drei Spieler weg. Der Trick ist, immer dann einzukaufen, wenn du einen starken Kader hast, deshalb müsste Ferguson Spieler kaufen. Du kannst mit Kindern nichts gewinnen. Wenn du dir die Aufstellung von Manchester United heute gegen Aston Villa anschaust und um Viertel nach Zwei den Kader siehst, gibt er fünf von ihnen eine Chance.“
Ein Irrtum, wie sich weisen sollte. „With Kids“ gewann Manchester United eben in der Saison 1995/96 und nach Hansens legendärem Spruch das Double mit FA Cup und Premier-League-Titel. Der Rest ist Geschichte.
Gary Neville war am Sonntag auch dabei. Als TV-Experte bei den geschätzten Kollegen von Sky Sports UK. Sie lobten das Match als „eines der besten torlosen Spiele aller Zeiten.“
Ja, die pure Dramatik! Zwei nicht anerkannte Tore von Raheem Sterling (Chelsea) und Virgil van Dijk, dem Kapitän des LFC.
Virgil van Dijk: Last Man Standing
Nachdem der mit Gelb vorbelastete Ibrahima Konaté und der verletzte Ryan Gravenberch sowie Andy Robertson und Weltmeister Alexis Mac Allister nicht mehr im Spiel waren, blieb ER praktisch als einziger übrig: Virgil van Dijk. Der 1,93 m große Hightower, vom Liverpooler Fan-Barden Jamie Webster nach der Melodie von „Dirty old Town“ (1985) von The Pogues besungen, köpfte Liverpool in der 118. Minute nach der letzten Ecke von der rechten Seite durch Kostas Tsimikas ins Glück.
„Ich musste mir um mein Vermächtnis keine Gedanken machen, ich war nicht hier, um eines zu schaffen, aber dieses Finale war so besonders“, jubelte Jürgen Klopp nach dem Spiel bei Sky Sports UK, „das Verrückte ist, dass wir es verdient haben.“
Verrückter Carabao Cup….
Wer gewann den EFL Cup?
Erster Gewinner war 1961 Aston Villa. Rekordsieger ist – Stand: 25. Februar 2024 – der FC Liverpool, der 10-mal triumphieren konnte. Acht Mal gewann Manchester City, Stadtrivale und Rekordmeister Manchester United gewann diesen Wettbewerb 6-mal, zuletzt 2023.
Der Autor: Carsten Germann berichtet seit 2002 aus erster Hand über den englischen Fußball, u. a. für DIE WELT, BILD am SONNTAG und seit April 2021 auch als leitender Redakteur beim Portal Fussballdaten.de. Zudem gab er mit den Büchern Football’s home (2007) und Absolute Dynamite! (2010) zwei Sammelbände mit seinen Fußball-Reiseerlebnissen aus Großbritannien heraus. Für DIE FUSSBALLREISE schreibt er regelmäßig über den Insel-Kick.